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Devil on a rampage
Szenen-Informationen
Charaktere » Millicent Bulstrode
Datum 23.01.1999
Ort Tropfender Kessel | Bulstrode Anwesen
Tageszeit 12:15 Uhr
#11
Vielleicht hatte Stellan Tozier schlicht und einfach nichts mehr zu verlieren; vielleicht war es die Angst vor Horatio Nott, die ihn zu der Annahme brachte, dass selbst ein so waghalsiges Vorhaben wie das, eine bekannte, stinkreiche Familie von Reinblütern auszurauben keine so schlechte Idee sein konnte. Er hatte schon schlimmeres angestellt, hatte beschlossen für Nott zu arbeiten und das tatsächlich für eine gute Idee gehalten: während ihm bewusst war dass das, was Millicent und er vorhatten, absolut waghalsig und dumm war. Ein Fortschritt also, würden sie in Schwierigkeiten (oder in Askaban) landen, so wäre es wenigstens keine große Überraschung. Eventuell spielten aber auch ein wenig die hübschen Augen der Slytherin eine Rolle, auch wenn Stellan nicht unbedingt anfällig für Augenklimpern war. Tatsächlich schien er viel eher immun dagegen zu sein, denn selbst ein verzweifeltes Glänzen in Lowris Augen hatte ihn immer schon kalt gelassen, ein bittendes Funkeln in Cho's ebenso.
Wäre Bulstrode ein Animagus wäre das vielleicht schon eine andere Sache, könnte sie sich in ein niedliches Fellknäuel mit niedlicher Nase verwandeln, ebenso wie der Vierbeiner der auf dem Bett in dem Gästezimmer lag und nur darauf wartete, gestreichelt zu werden — zumindest so Stellans Interpretation. Entgegen ihrer unfertigen Warnung streckte der Franzose also die Hand nach der Katze aus, schob die Finger in das weiche Fell und konnte nicht anders, als ein wenig in sich hineinzulächeln, kaum dass ein tiefes Schnurren aus dem Katzenkörper emporstieg. Die Krallen, die sich durch sein Hosenbein in seine Oberschenkel zu versenken drohten, konnte er halbwegs ignorieren, hob stattdessen den Blick zu Millicent, den fragenden Ausdruck in ihren Augen ähnlich fragend erwidernd, bis sie auch schon erklärte, was ihr durch den Kopf ging. "Du magst auch keine Schlammblüter." erwiderte er schulterzuckend, während er den Blick wieder auf das glänzende Fell heftete. Millicent hatte er zahm wie ein Kätzchen werden lassen —sagte er sich gern—, mit ihrem Haustier war es dann wohl ganz ähnlich.
Während sie also irgendwelche Dinge zusammensuchte, sich vorbereitete, ließ Stellan lieber die Hand über das Katzenfell streichen, lauschte dem Schnurren und gönnte sich einige Herzschläge der angenehmen Leere, die sich in seinem Kopf ausbreitete, bis er sich selbst wieder zur halbwegs vorhandenen Vernunft zwang und seine Aufmerksamkeit dem Wesentlichen widmete. Als wäre das nur möglich, wenn er sich weiter als nur eine Armlänge von dem Vierbeiner entfernte, stand er sogar von dem Bett auf, betrachtete Millicent und beobachtete ihr tun, bis sie wieder vor ihm stand, sich ihm genähert hatte als wäre er magnetisch. Ob es daran lag, dass sie (abgesehen von Luna) alleine im Raum waren? In einem Gästezimmer im Tropfenden Kessel, in dem schon viel mehr passiert war? Heute immerhin hatten sie die Hände noch voneinander ferngehalten, nicht wie beim letzten Treffen nahe Hogsmeades. Ob er mit seiner zarten Berührung an ihrem Kinn etwas provozieren wollte oder nicht konnte man sehen wie man wollte, ihr Schnauben ließ jedoch darauf schließen, dass sie sich gerade lieber konzentrieren würde, anstatt abgelenkt zu werden. Was vernünftig war, definitiv. Immerhin ging es hier um einen Plan, der, würde er schiefgehen, nicht einfach nur in einer blöden Situation enden würde, sondern es tatsächlich und ernsthaft schlecht für die beiden ausgehen könnte.
Ihre eher zickige Antwort ließ ihn leicht mit den Augen rollen, während er sich halbherzig wieder nach der Katze umsah, es dann jedoch aufgab und wieder in das blaugrün des genervten Augenpaars ihm gegenüber sah. Keine grandiose Idee also. Er nickte nur leicht, wog dann den Kopf zur Seite, wartete auf das Ende ihres angefangenen Satzes, das sich jedoch als nicht besonders hilfreich herausstellen sollte. Mira. "Mira?" wiederholte er, die Augen fragend zusammenkneifend. Skeptisch wartete er einige Sekunden lang auf eine Erklärung, doch schien seine knappe Frage im Eifer des Gefechts in ihrer Begeisterung unterzugehen. Ihr Griff brachte ihn dazu, leicht eine Augenbraue anzuheben, während er selbst eine Hand hob und versuchte ihre wegzuschieben, gab es doch schöneres, als wie ein Bäumchen geschüttelt zu werden—oder überhaupt so festgehalten zu werden. Immerhin hielt sie dies nicht lange aufrecht, fasste sich stattdessen an den Kopf und hob dann ein weiteres Mal die Stimme, wobei noch immer keine Erklärung folgte. Mira—klang wie der Name einer Katze. Eines kleinen Hundes. Vielleicht ein Pudel oder sowas. Eventuell war es aber auch ihre Schwester, wenn sie denn eine hatte. Vielleicht war sie aber auch schlicht und einfach in diesem Moment komplett durchgedreht.
Während sie herumwirbelte und nach dem kleinen Fläschchen griff, blieb Stellan unbeweglich an Ort und Stelle stehen, lediglich seine Augen huschten ein wenig hin und her, blieben dann wieder an Millicent haften, die sich in diesem Moment wieder ihm zuwandte. In der einen Hand hielt sie ihren Zauberstab, die andere streckte sie nach ihm aus, verschränkte ihre schmalen Finger mit den seinen, um ihn dann ganz einfach näher zu ziehen und die weichen Lippen auf seine zu legen. Sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben, während er die Augen diese wenigen Herzschläge lang einfach zufallen ließ, den Kuss erwiderte und gar nicht viel hineininterpretierte, auch wenn es eine beinahe liebevolle Geste ihrerseits war—eine, die glücklicherweise die eher unangenehme Erfahrung des Apparierens ein wenig übertünchte.
Mit einem leichten Plopp tauchten sie am gewünschten Ort wieder auf, der Kuss wurde unterbrochen, sogar ihre Hand zog Millicent wieder zurück, als wäre ihre Euphorie Schlag auf Schlag verschwunden, nur weil die Fassade des eigenen Zuhauses vor ihr aufgetaucht war. Der Mangel an Begeisterung machte sich nun allerdings auch auf Stellans Gesicht bemerkbar, der mit einem Schritt die Distanz, die Millicent aufgebaut hatte, wieder überbrückte. In Gedanken bei all dem Geld, das sie erwartete —und weniger bei der Gefahr— versuchte er sich wieder an den Plan zu erinnern, hatte er doch die Zeit lieber damit verplempert, an andere Dinge zu denken, doch präsent waren die wichtigsten Eckdaten dennoch. Beispielsweise der Punkt, dass er jetzt einfach warten müsste, bis sie ihren Eltern den Trank eingeflößt hätte und die Tür für ihn öffnen könnte.
Ordentlich geschnittene Hecken, ein Brunnen, ein viel zu großes Anwesen—Orte, an denen er nicht gerne war. Umgebungen, die ihn an Dinge erinnerten, an die er gar nicht wirklich erinnert werden wollte. Lustigerweise schienen es immer genau solche Orte zu sein, an denen er Dinge tat, die ihn in Schwierigkeiten brachten. "Mhm." brummte der 19-Jährige nur leise, schüttelte den Kopf und lenkte den Blick dann zu Millicent. "Sagst du mir jetzt was es mit Mira auf sich hat oder sagst du mir das erst, wenn du mich reinlässt?"


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#12
Es war ein seltsam beklemmendes Gefühl, diesem Bild zuzusehen - Stellan, auf ihrem groß gezauberten Bett, neben ihrer Katze Luna, die nicht wie erwartet die Klauen an seinem Schlammblutgesicht wetzte, sondern sich schnurrend seiner Hand entgegenstrecke, als wäre es das Normalste der Welt. Zuerst war es Eifersucht, die Millicent die Röte ins Gesicht schießen ließ - doch dann wich dieses unangenehme Gefühl etwas anderem. Einer seltsamen Wärme, die sie von innen heraus erfüllte, während ihre Gedanken wie selbstverständlich daran dachte, wie ähnlich ihre Katze Luna ihr doch war. Selbst Stellan's dahergesagte Worte bestätigten das wohl indirekt - denn es stimmte, sie hasste eigentlich Schlammblüter. Stieß jeden von sich weg. Nur um sich nicht mit zwischenmenschlichen ernsthaftem Bindungen abgeben zu müssen. Doch auch sie selbst war wohl, damals in der besoffenen Nacht, unter Stellan's Berührungen zahm geworden. So irgendwie. Auch wenn sie das natürlich nicht davon abgehalten hatte, ihn am Morgen danach aus dem Bett zu zerren und einen Unbeweglichkeitsfluch auf ihn zu hetzen. Der Gedanke daran ließ ein flüchtiges Lächeln über ihre angespannten Gesichtszüge huschen - doch waren diese verschwommenen - und so sehnsüchtig vermissten - Erinnerungen doch schnell wieder verdrängt, als in ihrem ratternden Gehirn ein Geistesblitz auftauchte. Mira. Zugegeben, es gefiel der jungen Slytherin viel zu sehr, die Ratlosigkeit in Stellan's Gesicht zu sehen, weswegen sie sich rasch dafür entschied, ihm keine Erklärung zu liefern, sondern sich mit ihm fortzuapparieren.
Eigentlich hatte sie ihn dabei nicht einmal küssen wollen, es war wie automatisch passiert, als wären seine Lippen tatsächlich wie Magnete, die sie magisch anzogen. Dass er den überraschend zärtlichen Kuss auch noch erwiderte, machte ihr Gefühlschaos nicht unbedingt besser, weswegen sie sich relativ rasch dafür entschied, seine Lippen wieder freizugeben, als sie mit einem leisen Ploppen gegenüber des Hauses Bulstrode auftauchten. So gern sie auch diesen Kuss vertieft hätte und da weitergemacht hätte, wo sie in Hogsmeade aufgehört hatten - sie durfte sich so eine verlockende Ablenkung nicht erlauben. Nicht jetzt, wo sie gerade dabei waren, ihren gut ausgetüftelten Plan in die Tat umzusetzen.

Millicent versuchte, das kribbelnde Gefühl zu ignorieren, als Stellan einen Schritt auf sie zumachte und ihre aufgebaute Distanz wieder etwas überbrückte, verbissen starrte sie auf das kleine Anwesen - und ja, im Gegensatz zum Anwesen der Notts oder Malfoys's war das Anwesen der Bulstrodes klein. Seine Worte sorgten nur dafür, dass sich ein breites bissiges Grinsen auf ihren Lippen zeigte, welches ihre makellos weißen Zähne zum Vorschein brachte. "Warte hier, dann wirst du es schon sehen", gab sie nur, relativ kryptisch, zur Antwort, ehe sie sich nachdenklich auf die weiche Unterlippe biss. "Ich hoffe, das wird nicht allzu lange dauern..." Die Brünette seufzte mit gewissen Zweifeln, ehe sie mit zügigen Schritten die Straße überquerte und das helle Anwesen betrat. Am Liebsten wäre sie vor die Türe appariert, weil sie ungeduldig war, doch leider war das Gelände mit einem Anti-Apparierzauber belegt. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, während sie um die perfekt getrimmten Hecken und den Brunnen herumging und das Haus sich immer größer vor ihrem Blickfeld sich auftürmte, als wolle es sie erdrücken. Millicent schluckte. An den Säulen der hellen Veranda blieb die Slytherin doch kurz stehen, warf einen flüchtigen Blick über ihre Schultern nach hinten - doch sie konnte Tozier nicht mehr sehen. Aber bevor sie darüber nachgrübeln konnte, ob er sich vielleicht nun doch verpisst oder einfach nur versteckt hatte, atmete sie einmal tief durch und trat an die protzige Eingangstür ohne Schlüsselloch, die sich nur durch den passenden Zauber und auch nur von dem dazupassenden Zauberer - oder Hexe - öffnen ließ. "Egosumatros - Intrato."
Sie hielt die Luft an, als die Flügeltür aufschwang, sie eintrat und direkt von einem Hauselfen gegrüßt wurde, der ihr wie selbstverständlich die Lederjacke abnehmen wollte, dann jedoch innehielt, als Millicent beinahe panisch den Kopf schüttelte, während die Tür sich hinter ihr unsanft wieder schloss. "Nein, nein. Ich...gehe gleich wieder. Schon gut." murmelte sie leise zu dem Elfen und warf ihm ein beschwichtigendes Lächeln zu. Mit entschlossener Miene strich sich die junge Bulstrode die schwarze Lederjacke von den schmalen Schultern, legte sie fein säuberlich über ihren Arm - jedoch nicht, ohne prüfend nach dem kleinen Fläschchen in der Jackentasche zu tasten. Die Stimmen ihrer Eltern drangen aus dem Wohnzimmer zu ihr herüber und Millicent atmete tief durch. Jetzt oder nie. Mit vorsichtigen Schritten durchquerte sie den großzügigen Eingangsbereich und öffnete die Ebenholztür zum Wohnzimmer. Mr. und Mrs. Bulstrode hoben mit vorwurfsvollen Blicken zeitgleich die Köpfe. "Na, sieh mal einer an, wer uns da mit ihrer Anwesenheit beehrt!" höhnte die donnernde Stimme ihres Vaters durch den Raum und der Grauhaarige befeuchtete verärgert mit seiner Zungenspitze seine schmalen Lippen. Seine Frau seufzte theatralisch und verschränkte erbost die Arme vor ihrer Brust. "Als wir sagten, du sollst über die Wochenenden nach Hause kommen, hatten wir nicht im Sinn, dass du die Zeit nutzt, um um die Häuser zu ziehen wie eine verlauste -" - "Wo warst du?" bellte Mister Bulstrode hervor und schnitt seiner Frau damit das Wort ab. Innerlich war Millicent schon auf 180. Doch sie musste es klug angehen, sie durfte keinen Fehler machen. Beinahe beschämt senkte sie den Blick, um das zornig verräterische Funkeln ihrer blaugrünen Augen zu verbergen. "Ich war nur etwas essen. Es tut mir Leid. Jetzt bin ich ja da." Bah. Sie hasste sich selbst in diesem Moment, doch musste sie in den sauren Apfel beißen. Oh, Tozier, wehe du bist nicht mehr da, wenn das hier funktioniert! Ich bringe dich eigenhändig um. Ihre blaugrünen Augen huschten wie automatisch über den glasigen Couchtisch, auf welchem zwei halbleere Gläser Elfenwein standen. Es war, als wollten ihre Eltern ihr in die Karten spielen. "Du weißt doch, Milli-Schätzchen, dass wir viel zu besprechen haben. Du hättest auch mit uns essen können." Die Stimme von Mrs. Bulstrode hatte wieder ihren falschen lieblichen Klang und Millicent rollte unmerklich mit den Augen. "Ich weiß, Mom...aber das können wir ja jetzt machen. Soll ich noch etwas zu trinken holen...?"
Millicent biss sich ärgerlich auf die Zunge, als der skeptische Blick ihres Vaters sie traf. "Wozu haben wir diese verlumpten Hauselfen?" knurrte er und wollte gerade schon ungeduldig mit den Fingern schnipsen, als Millicent wie panisch nach den Gläsern ihrer Eltern griff und diese an sich nahm. "Bitte, Dad, die Hauselfen haben genug andere Pflichten. Ich kann das machen." Nein, überhaupt nicht auffällig, Millicent, du Vollidiot, schimpfte sie sich selbst in Gedanken, während sie hektisch Richtung Küche verschwand, doch da ihr Vater nichts mehr weiter sagte, hoffte sie einfach, dass er ihr diese Tat als Friedensangebot abkaufte. Mit nervösen Fingern grabschte Millicent nach der Elfenweinflasche und befüllt die Gläser ihrer Eltern neu, ehe sie zögerte - und schließlich aus dem Schrank ein neues Glas für sich selbst fischte und ebenso befüllte. Wie in Trance starrte Millicent auf den Elfenwein, in den Gläsern, während sie aus ihrer Jackentasche das kleine Fläschchen fischte, die Jacke über einen Küchenstuhl warf. So vorsichtig wie möglich entfernte die Brünette den Korken mit einem leisen Ploppen, ehe sie mit zitternder Hand die Flüssigkeit in die Gläser ihrer Eltern befüllte. Beinahe hätte sie das Fläschchen fallen lassen, als ihr bewusst wurde, dass sie beobachtet wurde. Hektisch wirbelte die Slytherin herum und starrte in die zwei großen glubschigen Augen von... Mira. Beinahe erleichtert seufzte Millicent und hielt sich die Hand auf die Brust, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. "Shit, erschreck mich nicht so!" zischte sie leise und legte verschwörerisch-bittend einen Finger an ihre Lippen. Die Hauselfin schien zu verstehen und schwieg, auch wenn der Argwohn in ihren großen Elfenaugen deutlich sichtbar war. Millicent stellte die Gläser auf ein Schwebetablett und deutete diesem, dass es ihr folgen sollte. In Gedanken versuchte sie, sich zu merken, welches Glas ihr eigenes war. Bei ihrem Glück versetzte sie sich sonst selbst ins Land der Träume, während Stellan draußen herumstand und sich wahrscheinlich wunderte, warum sie so lange brauchte.

Bei ihren Eltern angekommen, griff Millicent sofort nach ihrem Glas und umklammerte es mit verzweifeltem Griff, um ihr Zittern zu verbergen, während sie aus großen Augen zusah, wie ihre Eltern nach ebenso nach ihren Gläsern griffen. "Milli...ich muss sagen, ich bin überrascht. Du scheinst endlich vernünftig zu werden. Das freut mich" ertönte die Stimme ihres Vaters und Millicent konnte nicht anders, als zu Lächeln. Jedoch nicht, weil ihr Vate tatsächlich versuchte, freundlich zu sein - sondern, weil sie es eohl tatsächlich geschafft hatte, ihn zu täuschen. Die Euphorie nahm wieder Überhand und übertrumpfte ihre Nervosität. Beinahe feierlich hob sie ihr Glas ihren Eltern entgegen, die sogleich ihrer Geste folgten und sie mit klirrenden Gläsern anstoßen. Die blaugrünen Augen wichen keine Sekunde von ihren Eltern, als sie die Gläser an ihre Lippen setzten und tranken. Wenn man den Aufzeichnungen des Trankes der lebenden Toten Glauben schenken konnte, so sollte die Wirkung relativ zügig einsetzen. Und genau so war es auch. Für einen Moment sah ihr Vater so aus, als wolle er noch etwas sagen - dann erschlafften ihre Körper wie auf Knopfdruck und ihre Eltern sackten auf der Couch in sich zusammen. Stille breitete sich aus. Herrliche, aber erdrückende Stille. Für einen Augenblick zögerte Millicent. Starrte auf die reglosen Körper ihrer Eltern und versuchte krampfhaft, Anzeichen von Atmung zu sehen. Dann hörte sie das leise Schnarchen ihres Vaters und die Anspannung fiel von ihren Schultern. Mit einem triumphierenden Lächeln erhob sich die Brünette - ihre Zaubertrankfähigkeiten waren tatsächlich so gut, wie Flamel es ihr immer anrechnete. Mit hektischen Schritten trat sie an die Körper ihrer Eltern heran und zupfte beiden jeweils ein Haar heraus - für den Vielsafttrank. Seelenruhig fischte sie nach ihrem Haselholzstab. "Accio Plastikbeutel" - mit einem leisen Zischen flog ein kleiner Beutel heran, in welchen sie die Haare stopfte und dann in ihre Jackentasche schob.
Ein leises Räuspern hinter ihr ließ Millicent plötzlich herumfahren. "Entschuldigt, Miss Bulstrode, Mira wollte nicht wieder erschrecken". Millicent strahlte über beide Ohren. "Mira! Du kannst mich Millicent nennen, meine Eltern hören dich nicht!" Verwirrt starrte die Hauselfin zwischen der Brünetten und ihren schlafenden Eltern hin und her. "In ein paar Stunden wachen sie wieder auf. Du musst mir einen Gefallen tun, Mira..."

(...)
Ein leises Ploppen ertönte, direkt neben dem Muggelgeborenen, der wohl noch immer darauf wartete, in ein Haus gelassen zu werden, welches er nicht betreten wollte. Eine Hauselfin war aufgetaucht und starrte ihn aus großen Glubschaugen breit grinsend an. "Herrin sagt, Ihr wartet auf sie. Herrin sagt, Mira soll euch sagen, dass ihr reinkommen könnt." Die Elfin deutete eine tiefe Verbeugung an, ehe sie mit dem Schnipsen ihrer Finger wieder verschwand.
Zeitgleich öffnete sich in der Entfernung die Türe des protzigen Bulstrode-Hauses.


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#13
Er kannte sich nicht aus mit Reinblut-Anwesen, wusste nur, dass er das Innere des Nott-Anwesens nie und nimmer mehr sehen wollte, gegen die riesenhafte Villa wirkte das Anwesen der Bulstrodes jedoch beinahe noch bescheiden. Auch wenn Stellan dennoch nicht verstehen konnte, wie es sein musste, in einem solchen Haus aufzuwachsen: Er hatte von Glück reden können, ein eigenes Zimmer gehabt zu haben, auch wenn das nur der Fall gewesen war weil sein nutzloser Erzeuger irgendwann den Weg von der Couch nicht mehr zurück in die zweite Etage gefunden hatte. Während die Reinblüter—wobei, nicht nur die, eher waren es die Reichen, immerhin war es auch bei Muggeln so—Räume in ihren Häusern hatten, die einfach leer standen weil ihn die Ideen ausgingen, womit man sie füllen konnte (oder ein viertes Haifischbecken schlicht und einfach dann doch ein bisschen zu protzig wäre), hatte sich der ganze Besitz der "Familie Tozier" früher auf wenigen, kleinen Zimmern gestaut, in denen schon die Tapete von den Wänden abfiel. Zerkratzte Böden, zerschlagene Fliesen, undefinierbare Flecken im Teppich und ein sehr malträtiertes Sofa, das immer wieder den Krallen des Perserkaters zum Opfer fiel, waren für Stellan alltäglich gewesen. Dass er aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen war, als er Hogwarts das erste Mal betreten hatte, war klar—und dass er am liebsten jeden Tag nur damit verbracht hätte, auf der weichen Matratze im Schlafsaal zu liegen und die Nase in die wohlriechende Bettwäsche zu drücken war klar.
Wie er wohl gestaunt hätte, hätte man ihn damals zuerst in eines dieser reichen-Pinkel-Anwesen gesteckt und ihm verraten, dass dort ganz normale Leute lebten?
Neid war es dennoch nicht, der in seinen Augen glänzten, viel eher die gewohnte Leere, als könne ihn nichts wirklich aus der Fassung bringen, schon gar nicht erst die Tatsache, dass er niemals das haben könnte was andere hatten—zumal er genau wusste, dass Millicents Eltern keinesfalls liebevoll waren, keinesfalls Vorzeigeeltern, was es vielleicht sogar einfacher für ihn machte zu verstehen, dass er deutlich mehr Freiheit hatte als Millicent. Sie musste zwar nie fürchten, ohne Besitz und ohne einen Plan unter einer Brücke zu schlafen, genau eine Galleone in der einen, den Zauberstab in der anderen Jackentasche, während ein schaler Geschmack im Mund das einzige war, was wirklich zur Gesellschaft diente — dafür würde er nie wissen wie es war, in eine Verlobung gesteckt zu werden, in ein Leben, dem man folgen musste, nur damit das Blut rein blieb und der Ruf der Familie nicht ruiniert wurde. Liebe von den Eltern und der Familie hatten sie beide nie erfahren, doch während er sich seine Gesellschaft nun aussuchen konnte, hing sie noch immer mit ihrem Namen fest verankert in einem Konstrukt, aus dem sie ausbrechen wollte. Und das heute würde wohl der Anfang davon sein.
Millicent ließ ihn mit dem Mira-Rätsel alleine am Bordstein stehen, wo er seine Jacke ein wenig enger um sich zog, nicht besonders begeistert davon, dass er nicht woanders warten konnte. Dass der seltsame Plan, den Millicent geschmiedet hatte, nun jedoch begann und er lediglich jetzt noch die Chance dazu hätte einfach abzuhauen und sie sitzen zu lassen, wurde ihm nach und nach bewusst. Dennoch bewegte er sich nicht großartig vom Fleck, ging nur ein paar Schritte auf, wieder ein paar Schritte ab, den Blick mal auf den Boden und seine Schuhe, mal auf das Haus, den Garten und den Brunnen gerichtet, der ihn unweigerlich daran erinnerte, dass er in Theos Garten mehr oder minder versehentlich einen der viel zu teuren Koi-Karpfen getötet hatte.
In dem Bulstrode-Brunnen lebten jedoch sicherlich keine Kois—und wenn, würde er keine Steine hineinwerfen.
Eine halbe Ewigkeit verging, wobei Stellan schon zu glauben begann, dass Millicent es schlicht und einfach nicht geschafft hatte ihren Eltern den Trank einzuflößen, ein Plopp an seiner Seite riss ihn dann jedoch schon aus den Gedanken. Erschrocken zuckte er zusammen, verengte die Augen ein wenig, während sich ein spitzes Zischen aus seiner Kehle bohrte. 'Herrin sagt, Ihr wartet auf sie. Herrin sagt, Mira soll euch sagen, dass ihr reinkommen könnt.' ertönte eine helle Stimme, wobei der Muggelstämmige sich direkt nach der Quelle umsah und in das Gesicht eines Hauselfen blicken musste. "Mira." wiederholte er, konnte sich ein Rollen der Augen nicht verkneifen. Wäre es irgendein x-beliebiger Hauself gewesen, wäre sein Misstrauen nun unerträglich—wer wusste, ob der Elf von ihren Eltern geschickt worden war, um ihn ins Innere des Hauses zu lotsen, wo man ihn abmurksen würde?
Mira jedoch, das hatte Millicents Begeisterung, als der Name ihr eingefallen war, deutlich werden lassen, war kein böses Omen. Oder vielleicht redete Stellan sich das auch nur ein. Viel Zeit blieb nicht, um das kleine Geschöpf anzuschauen, was jedoch kein großartiger Verlust war. Hauselfen hatte Stellan noch nie wirklich gemocht, fand sie viel eher gruselig mit ihren hässlichen Ohren, den großen Augen und den Schädeln, die an verschrumpelte Orangen oder alte Kokosnüsse erinnerten. Naserümpfend huschte sein Blick zurück zum Bulstrode Haus, an dem die Eingangstür sich geradezu einladend öffnete und die Frage, wieso Millicent nicht hinaustrat, aufwarf. Nicht zu motiviert und dennoch zügig betrat er das Grundstück, bewunderte nicht die ordentlich geschnittenen Hecken und riss davon auch keine Blätter aus, wie er es bei den Notts zutun gepflegt hatte, stattdessen durchquerte er das Grundstück einfach, trat auf die Tür zu und blieb dort wieder stehen.
Skeptisch sah er ins Innere des Hauses, lauschte kurz, ehe er sich dann doch überwinden konnte. Einen weiteren Schritt tat er, schob dabei die Hand in seine Jackentasche und umfasste seinen Ebenholzstab, um ihn im Fall der Fälle direkt griffbereit zu haben. "Millicent-?" zischte er dann leise in die Stille hinein, betrachtete den Flur in dem er stand, die protzige Deko, die teure Tapete, übertriebene Kronleuchter, all der Reinblut-Scheiß den man kannte und er hasste. Mit einem leisen Schnauben ging er weiter, überließ die Tür seinem Schicksal (oder einem Hauselfen), bis er schließlich einen Schritt ins Wohnzimmer tat—und sie dort auch schon rumstehen sah, ruhig, nicht angespannt, was ihn ebenfalls entspannen ließ. Sein Blick huschte dennoch zweifelnd zu ihren schlafenden Eltern, dann zu den Gläsern, während leises Schnarchen die Luft erfüllte. "Charmant..." entwich es ihm, "Die bringen dich um, wenn sie wieder aufwachen." Seine Hand um den Stab lockerte sich, ehe er sie schließlich ganz aus seiner Jackentasche zog. "Die Kombination hast du aus ihnen nicht rausquetschen können?"


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#14
Sie hatte es wirklich getan. Nun gab es kein Zurück mehr. Je länger sie auf die regungslos schlafenden Körper ihrer Eltern starrte, desto bewusster wurde der Brünetten diese unwiderrufliche Tatsache. Kein Zurück mehr. Sie zog es wohl wirklich durch. Eiskalt. Brutal. Hinterlistig. Wie so ein Verbrecher-Geni aus Muggelfilmen. Nur besser. Und fieser. Das Schnarchen ihres Vaters klingelte wie Musik in ihren Ohren - es war herrlich, ihn so wehrlos rumliegen zu sehen. Sie könnte weiß Merlin mit ihm anstellen, ihm die Nase brechen oder sowas und er würde nichtmal aufwachen. Wie unter Narkose. Für einige Millisekunden dachte Millicent sogar wirklich darüber nach, ehe sie mit einem etwas verlorenen Lachen den Kopf schüttelte. Nein, sie sollte es nicht noch schlimmer machen, als es eh schon war, indem sie sein Gesicht demolierte. Aber der Gedanke daran fühlte sich so gut und so befreiend an. Stattdessen konzentrierte sich die junge Slytherin darauf, ihre Hauselfin Mira in die groben Einzelheiten einzuweihen. Mira war ihr persönlich unterstellt, sie hatte sich um sie gekümmert, wenn ihre Eltern außer Haus waren. Sogesehen war die Hauselfin ihre persönliche Leibeigene, wenn man es so ausdrücken würde. Wie oft hatten sie gemeinsam in Millicent's Zimmer gesessen und sich gegenseitig darüber ausgelassen, wie scheiße und gemein ihr Daddy doch war? Mira war die Einzige gewesen, die die junge Bulstrode verstanden hat. Und Millicent hatte der Elfin so oft angeboten, sie freizugeben, doch Mira hatte es immer abgelehnt. "Mira lässt Herrin nicht im Stich. Mira will beschützen." Es war nur allzu offensichtlich, dass die junge Bulstrode der Hauselfin in dieser Sache vertrauen konnte. Und sie war sich ziemlich sicher, dass auch die anderen Elfen ihren Mund halten würden - keiner konnte ihren Vater leiden. Shit, wahrscheinlich konnte er sich nichtmal selbst leiden, wenn er sich im Spiegel betrachtete. Zumindest wünschte Millicent sich das.
Die Minuten verstrichen, während Mira sich nach draußen apparierte und Millicent darauf wartete, dass Tozier das Haus betrat. Es war noch immer ein seltsames Gefühl, dass sie es ausgerechnet mit ihm durchzog. Doch tatsächlich konnte sie sich in diesem Augenblick keine bessere Gesellschaft vorstellen oder wünschen. Die Wangen der Reinblüterin waren leicht rosa gefärbt, sei es vor Aufregung oder durch den Elfenwein, und ihre blaugrünen Augen leuchteten beinahe verwegen, wie ein rebellierender Teenager, der zum ersten Mal in seinem Leben seinen Eltern Parole geboten hatte. "Es war wirklich einfach. Wer hätte gedacht, dass meine Eltern auf so einen Blödsinn reinfallen?" stieß sie verächtlich schnaubend hervor, verschränkte beinahe selbstgefällig die Arme vor der Brust. Das Adrenalin, welches noch immer durch ihre Adern rauschte, verlieh ihr wohl Übermut. Doch seine Worte ließen die schöne Brünette kurz nachdenklich die Lippen schürzen, ihr Blick wanderte zurück zu den schnarchenden Körpern auf der Couch, ehe sie beinahe ergeben seufzte und ihren Zauberstab aus dem Ärmel schüttelte. "Ich schwöre, wenn du irgendjemandem davon erzählst, Tozier, dann brauchst du keine Angst vor meinem Daddy haben. Denn dann werde ich dich persönlich köpfen." Das Grinsen auf ihren Lippen strafte ihrer Drohung jedoch Lügen. Die Hauselfin Mira spielte nervös mit ihren langen knochigen Fingern, als die junge Bulstrode in aller Seelenruhe mit der Spitze ihres Haselholzstabes auf ihre Eltern deutete. Sie musste das tun. Sie musste es tun - um ihn zu schützen. Diesen Trottel von Schlammblut. Und sich selbst natürlich. Tief atmete Millicent ein, konzentrierte sich mit aller Kraft auf ihre Zauberkraft und auf ihre eigenen Gedanken, während sie den Zauber wirkte. "Obliviate." Natürlich wusste sie nicht, ob der Zauber funktioniert hatte. Nicht, solange ihre Eltern schliefen. Vielleicht hatte sie auch zuviel aus dem Kopf ihrer Eltern gelöscht - doch in diesem Augenblick...war der Slytherin einfach alles egal. Es gab sowieso kein Zurück mehr. Jetzt nicht mehr. Ohne weiter auf ihre Eltern zu achten wandte sich Millicent schließlich der Hauselfin zu. "Du weißt nicht zufällig, wie sich der Tresor meiner Eltern öffnen lässt?"
Mira blickte aus ängstlich großen Augen zu den schlafenden Bulstrodes, schien sich dann jedoch dafür zu entscheiden, Millicent zu vertrauen - und nickte, sodass ihre spitzen Elfenohren schlackerten. "Mira kennt den Code, wie sich Tresor öffnet. Aber Mira muss Millicent warnen, manche Dinge bleiben besser verborgen. Ist Herrin sicher, dass sie Tresor öffnen will...?" Nervös trippelte Mira auf der Stelle. Die junge Slytherin zog verwirrt die perfekt gezupften Augenbrauen in die Höhe. "Ja, ich bin mir sicher. In dem Tresor ist ein Schlüssel, den wir brauchen." murmelte sie leise, während sie die Hand, welche zitternd ihren Zauberstab umklammerte, dicht an ihre Körperseite presste. "Du kannst dich doch sicherlich zum Tresor apparieren und mir den Schlüssel bringen."
Erschrocken riss die Elfin die Glubschaugen noch weiter auf. "Nein, Mira kann Tresor nicht öffnen. Nur Mensch kann das. Aber, Herrin - Millicent..." - "Schreib mir den Code auf, Mira. Bitte. Ich brauche ihn." Mira zögerte, ihre großen Augen huschten unsicher zwischen einer immer ungeduldiger werdenden Millicent und einem herumstehenden Stellan Tozier hin und her. Schließlich knickte das magische Geschöpf ein, schnipste mit den langen Fingern, woraufhin ein Zettel angeflogen kam und ein Federkiel, der irgendwelche Zahlen auf das Papier kritzelte, welches schließlich in die Hände der Slytherin flatterte. Fassungslos starrte Millicent auf die Zahlen, öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, schloss ihn dann jedoch wieder, räusperte sich verlegen und ließ den Fetzen in ihrem Ärmel verschwinden. "Danke." Die Stimme der jungen Bulstrode klang merkwürdig belegt und kühl, das Blaugrün ihrer Augen wurde abweisender, kalt, während sie an Stellan vorbeisauste, Richtung Eingangsbereich, um übereilt die Treppen runterzustürzen, als wäre der Teufel hinter ihnen her.

Mira starrte Millicent verzweifelt hinterher und spielte abermals nervös mit ihren dürren Fingern, ehe sie beinahe bittend zu dem für sie fremden Jungen hochstarrte. "Der Keller ist gefährlich. Mira wollte warnen. Herrin wird nicht gefallen, was sie dort findet." Verschwörerisch senkte Mira ihre piepsige Stimme. "Haltet euch fern von den Schatten." Dann, mit einem leisen Plopp, verschwand die Erscheinung der Hauselfin.
Millicent wartete atemlos vor einer schweren Ebenholztür im unteren Stock, bis sie die Schritte Stellan's hinter sich hörte. Eine dicke Schicht Staub belegte die Türe, als wäre sie seit Jahrzehnten nicht mehr anständig geputzt worden und die Brünette hustete kurz. "Nun, dann holen wir mal den beschissenen Schlüssel und dann nichts wie weg von hier..." presste Millicent knurrend zwischen ihren Zähnen hervor und umklammerte den schweren Türgriff. Nach kurzem Ruckeln gab sie schließlich nach und schwang knarrend auf - Dunkelheit empfing sie und Millicent zuckte reflexhaft mit ihrem Zauberstab nach vorne. "Lumos." Ein grelles Licht tanzte auf der Spitze ihres Stabes und beleuchtete einen breiten, langen Gang, dessen Ende man nicht erkennen konnte. Die Wände waren feucht und modrig, die Luft so kalt, dass der Atem in kleinen Wölkchen hinaufstieg. Zögernd blinzelte die Brünette mit ihren blaugrünen Augen, ihre freie Hand zuckte instinktiv nach hinten, als wollte sie schockiert nach Stellan's Hand greifen, tat es jedoch nicht. "Was bei allen unverzeihlichen Flüchen ist das hier für ein Horrorscheiß?!" fluchte die junge Bulstrode leise zischend, leuchtete mit ihrem Lumos an den Wänden entlang, ehe sie mit zögernden Schritten weiterging. Als sie einige Schritte tiefer in den Kellergang gewagt hatte, fingen die unbeachteten Fackelständer an den Wänden plötzlich Feuer, entzündeten sich eines nach dem anderen, bis ihr Lumos überflüssig war und der Gang von selbst gut beleuchtet war. Das Ende konnte man dennoch nicht sehen - schien aber ganz schön weit weg zu sein. "Nox." - Millicent löschte das Licht ihres Stabes, hielt ihn jedoch weiterhin in ihrer Hand fest, als hinge ihr Leben daran. Sie war seit Jahren nicht mehr hier unten gewesen - und ehrlich gesagt kam ihr absolut gar nichts auch nur irgendwie bekannt vor. Die magischen Flammen der Fackeln zuckten unruhig, als würde ein eisiger Luftzug an den Flammen zehren, dabei ging hier unten kein einziges Lüftchen. Millicent's Schritte wurden etwas schneller, als sie sich weiter den Gang entlang wagten, dessen düsteres Ende noch immer wie in weiter Ferne wirkte. Wie in einem dieser Albträume, wo man rannte und rannte und rannte und einfach nicht vom Fleck kam. Kurz huschte ihr Blick zu dem Muggelgeborenen neben sich, als wüsste er eine Antwort darauf, was das hier für ein Mist war. Dann warf sie einen flüchtigen Blick nach hinten, woher sie gekommen waren - nur um zu sehen, dass die schwere Türe verschwunden war und eine genauso gähnende Leere und Finsternis hinter ihnen herrschte, wie vor ihnen. Aber natürlich. Die Fackeln beleuchteten wohl nur die Stelle, an der sie gerade waren - und gingen wieder aus, je weiter sie kamen. "Mir gefällt das nicht", murmelte sie, mehr zu sich selbst, wie zu Stellan. Doch sie ging weiter. Sie würde keinen Rückzieher machen. Nicht jetzt.


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#15
Wie es Millicent wohl damit ging? Wenn er einmal versuchte —und das tat er definitiv nicht— sich in ihre Lage zu versetzen, würde er sicher irgendwann zu dem Schluss kommen, dass all das für sie noch viel stressiger war als für ihn. Sicher, er setzte hier alles aufs Spiel, doch wenn sie es tatsächlich ernst damit meinte, wenn sie behauptete, darauf Acht zu geben, dass ihm nichts geschah und dass man ihn dafür nicht an den Pranger stellen würde, so stand für sie noch so viel mehr auf dem Spiel. War ihm aber egal; es ging hier nicht um sie, nicht um ihre Racheaktion. Es ging nicht darum, dass sie aus ihren kleinen, goldenen Käfig ausbrechen und der Welt zeigen wollte, wer sie war und zu was sie fähig war. Nein, für Stellan ging es nur darum, schnell an eine Menge Geld zu kommen. So viel, das hoffte er, dass er nicht einmal wissen würde, wofür er es ausgeben sollte. So viel, dass er sich keine Gedanken darum machen müsste, ob er sich das Abendessen leisten könnte, oder ob er irgendwo etwas stehlen müsste, um das Knurren seines Magens verstummen zu lassen.
Seltsam fand er es, wie unterschiedlich ihre Beweggründe doch waren — wie er sich wohl verhalten würde, wäre er in eine solche Familie hineingeboren worden, die niemals auf das Preisschild schauen musste? Er konnte es beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht wäre er so, wie er jetzt auch war, vielleicht wäre er komplett anders. Vielleicht wäre er ein arroganter Pinkel wie Nott, vielleicht ein aufgeblasener Wichtigtuer wie MacMillan, vielleicht ein Menschen-Magnet wie Yoon. Keine der Möglichkeiten schien ihm jedoch sonderlich zu gefallen. Vielleicht wäre er auch schon viel früher auf den Dreh gekommen, dass er sich das Geld seiner Familie schnappen und damit abhauen könnte. Wohin auch immer.
Wenn er denn wirklich abhauen wollen würde, würde sich ein Haus wie das, in das er soeben die ersten Schritte getan haben, sein zuhause nennen. Teure Teppiche, extravagante Kronleuchter, auch wenn nicht alles so übertrieben und prunkvoll wie bei Nott war, der mit seiner Einrichtung sicherlich irgendwas kompensieren wollte, wie die Muggel es gerne mal mit zu großen, zu lauten Autos taten. Stellan fühlte sich in dem Anwesen nicht sonderlich willkommen, ohne recht zu wissen wieso dem so war, vielleicht wäre es anders, würde Millicent ihn an der Hand in ihr Zimmer ziehen, ihn dazu anweisend leise zu sein, damit ihre Eltern nichts merkten. Leider war das jedoch nicht der Fall, auch wenn ihre Eltern gerade so oder so nichts mitbekommen würden, doch für solche Dinge, die er gerade vielleicht im Kopf hatte, war gerade weder Zeit noch wirklich Stimmung.
Skeptisch haftete sein Blick an den beiden Alten, wobei der Drang danach, Papa Bulstrode heftig ans Schienbein zu treten, wuchs und wuchs. "Kaum zu glauben." lautete seine Antwort, gespickt mit einer gesunden Portion Ironie, zumindest theoretisch, denn tatsächlich sprach er die Worte staubtrocken aus, als wäre es ihm komplett gleichgültig. "Ist das ein Versprechen?" Von Millicent persönlich umgelegt zu werden wäre sicherlich angenehmer als im Zentrum der Wut ihrer Eltern zu kleben—zumindest redete der Ex-Ravenclaw sich das gerade ein. Vielleicht lag er damit ja auch komplett falsch.
Still, beinahe ein klein wenig gelangweilt, kratzte er sich am Nasenrücken, kaum dass Millicent ihren Zauberstab zückte, schob sich schließlich einen Schritt zur Seite und ließ den Blick durch das Wohnzimmer huschen, unterbewusst irgendwelche kleinen, arschteuren Dinge suchend, die er einfach greifen und in seine Jackentasche schieben könnte. Sein Blick blieb allerdings an Mira hängen, wobei er nicht versuchte, sie unauffällig anzusehen, stattdessen sogar ein wenig skeptisch die Stirn runzelte, ehe das faltige Wesen schon wieder etwas uninteressanter wurde, immerhin sprach Millicent einen Zauber aus, der Stellan keinesfalls fremd war. Nein, um ehrlich zu sein war es nicht einmal sonderlich lange her, seit er ihn das letzte Mal verwendet hatte. Bei Nott nämlich—bei der Erinnerung konnte er nicht anders, als leicht mit den Augen zu rollen, um sich dann wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wie viel Millicent gerade wohl aus dem Hirn ihrer Alten herauspopelte? Stellan konnte nicht mehr als sich die Frage im Stillen zu stellen, denn laut aussprechen wollte er sie nicht: unter anderem, weil er es wohl aufgeben sollte, Dinge in Erfahrung zu bringen, wenn es gerade keine Situation war, von der er viel wissen sollte. Je mehr er wusste (und er wusste eine Menge), desto interessanter wurde er für irgendwelche seltsamen Gestalten wie Sihtric oder Horatio oder Fornax und seine komischen Angestellten.
Beinahe fühlte er sich wie Luft, galten die nächsten Worte der Slytherin dem Hauselfen und nicht ihm, wobei Stellan das Gespräch lieber überhören würde, ließ es doch langsam aber sicher kleinere Zweifel in ihm aufkeimen: Was wusste er schon davon, was reiche Reinblüter in ihren Kellern aufbewahrten? Da warteten sicherlich keine verstaubten Yoga-Matten und peinliche Kleidung aus den 80ern auf sie. Bestimmt kein Grill, den man nur bei gutem Wetter hervorkramte oder eine Sammlung bunter Poolnudeln für den Sommerurlaub. Zwischen Umzugskartons, die nie ausgepackt worden waren, alten Fußmatten, Schaufel und Rechen war normalerweise eine kleine Spinne das schlimmste, was man finden konnte — oder maximal ein Waschbär, eine tote Ratte, ein paar tote Ratten, ein Opossum oder so. Bei Muggeln jedenfalls. Hier jedoch wären Possums wohl eher eine Lachnummer, zumindest wenn sie die normalen vier Beine und die pelzigen Hintern hatten.
Es dauerte nicht lange, ehe Millicent auch schon im Besitz der Zahlenkombination war und ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Blick einfach an ihm vorbeirauschte. Etwas unschlüssig, beinahe könnte man meinen, Stellan sei einfach müde und würde sich lieber ebenfalls auf die Couch fläzen, anstatt dem Plan nachzugehen, blieb er noch kurz an Ort und Stelle, was sich jedoch eher als schlechte Entscheidung herausstellen sollte. "Schatten?" unterbrach er die helle Stimme der Hauselfin noch, die jedoch nur wenige Sekunden später schon mit einem leisen Plopp verschwunden war. Nicht wirklich entspannt zog der Franzose die Augenbrauen zusammen, kratzte sich leicht am Kopf, um sich dann auf die Suche nach dem Eingang zur Unterwelt —oder, wie Millicent es wohl nannte, Keller— zu machen. Immerhin war die Brünette noch nicht vorgerannt und hatte sich alleine ins Unheil gestürzt, sondern hob sich das Verderben schön auf, um es mit ihrem Verbündeten des heutigen Tages zu teilen.

Ob er bereute, jemals Ja zu dem ganzen gesagt zu haben? Angesichts des dunklen Ganges, der sich vor ihnen auftat, der kühlen, irgendwie nach Moos und Kupfer riechenden Luft, die zudem noch eiskalt war... schon. Den Ebenholzstab fest in der Hand ließ er sich die Nervosität dennoch nicht ansehen, tat einen Schritt nach vorn, Millicent hinterher, die immerhin einen Lumos wirkte, damit die beiden nicht komplett von ihrer Umgebung verschluckt wurden. "Trautes Heim..." stieß er bei ihrer Frage aus, ein leichtes Zischen hinterherwerfend. "Weißt du, bei mir zuhause gibt's sowas nicht." Noch ein Punkt für das Dasein als Muggelstämmiger? Na ja. Bei ihm gab's anderen Horrorscheiß.
Das Zusammenzucken, als die erste Fackel Feuer fing, kaum dass sie sich einige Schritte in den Gang gewagt hatten, konnte er nicht unterdrücken, schien von der Flamme eher genervt als erleichtert, was jedoch auch nur eine Methode war, die eigene Reaktion irgendwie zu überspielen, während er neben Millicent hertappte, sich ihren Schritten und somit auch ihrer Geschwindigkeit anpassend. Sein Blick hing dabei eisern an der Dunkelheit vor ihnen, wobei er beinahe glaubte, Atemzüge in seinem Nacken zu spüren, als würde aus der Dunkelheit, die sich hinter ihnen nun auch auftat, gleich etwas auf ihn stürzen wollen. Dass er angespannt war konnte er jedoch nicht ganz übertünchen: seinen Zauberstab hielt er so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten, seine Wimpern bebten leicht und sein Atem ging flacher, als hätte er Angst, irgendetwas in den Schatten durch Unachtsamkeit aufzuschrecken. "Hast du 'nen Plan B, falls uns hier etwas auffressen will?" fragte er, die Stimme gesenkt, würdigte die Slytherin jedoch während des Sprechens keines Blickes, beinahe als hätte er Sorge, dass sie die Unruhe in seinen grünen Augen sehen könnte.


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#16
Millicent dachte nicht im Entferntesten daran, welche Ziele Stellan wohl damit vefolgte, sich dieser hirnverbrannten Selbstmordmission anzuschließen. Wahrscheinlich war sie, trotz ihres allgemeinen Misstrauens, doch naiv genug, irgendwie anzunehmen, dass er es nicht nur des Geldes wegen tat. Sondern vielleicht, ganz vielleicht, weil er sie leiden konnte. Weil, die Bulstrode's auszurauben, sie vielleicht ein kleines bisschen enger zusammenschweißte. Zumindest waren das einige der Gründe, warum die Slytherin ausgerechnet den Muggelgeborenen an ihrer Seite wissen wollte. Auch, wenn sie ihn damit in eine Gefahr brachte, die sie vielleicht gar nicht abwenden konnte. Doch darüber würde sie nachdenken, wenn es soweit war - für den Augenblick jedenfalls vertraute sie gänzlich ihrem Obliviate. Doch selbst durch einen Vergessenszauber würden ihre Eltern, früher oder später, bemerken, dass das Gringottsverließ um einiges leerer war als sonst. Und Millicent wusste, dass ihr Vater keineswegs dumm war - grausam und jähzornig, aber nicht dumm - und er würde schnell Eins und Eins zusammenzählen und auf Millicent kommen, die zu diesem Zeitpunkt ja wohl hoffentlich schon über alle Berge war. Dass sie tatsächlich so leichtsinnig war und weiterhin brav am Hovwartsunterricht teilnahm, um ihren Abschluss zu machen, das wusste die Brünette jetzt noch nicht.
Denn genau jetzt, in demselben Moment, als sie Hals über Kopf die Treppen in den Keller herunterstürzte, dachte sie dabei nur an eines: Ihren Eltern so viel Geld wie möglich abzuzwacken. Nicht allein des Geldes wegen - sondern wegen der Genugtuung, die sie dabei empfinden würde. Nach allem, was ihr Vater ihr angetan und was ihre dumme Mutter stets zugelassen hatte, fühlte es sich so gut an, aus der Reihe zu tanzen. Regeln zu brechen. Ihnen in den Arsch zu treten, im übertragenen Sinne. Millicent fieberte diesem Gefühl der Freiheit entgegen, wie ein Junkie seinem nächsten Nadelstich, während sie mit Stellan den Keller betrat, der so düster war, dass es beinahe beängstigend war. Ihre eigenen Worte von letztem Mal schossen ihr in den Kopf - dass sie bereit war, alles zu tun, damit ihm nichts geschah. Egal, was hier im Keller auf sie lauerte. Egal, welche Leichen hier rumlagen, sprichwörtlich gesagt. Und das seltsam unbekannte, beschützerische Gefühl in ihr verstärkte sich nur, als sie beide kurz beim Aufleuchten der ersten Fackeln zusammenzuckten, Millicent dabei beinahe angriffslustig den Zauberstab emporriss. Stellan versuchte, es zu verbergen - doch Millicent war, entgegen aller Gerüchte und Behauptungen, empathisch genug, um seine Anspannung wahrzunehmen. Im selben Augenblick tat es ihr beinahe Leid, ihn in diese ganze Sache hereingerissen zu haben. Doch sie sagte es nicht. Einzig ihre blaugrünen Augen huschten kurz über seine Gesichtszüge, auch wenn er sie beim Sprechen nicht ansah. Die Fackeln warfen tanzende Schatten auf seine Gesichtszüge, seine markanten Wangenknochen und die junge Slytherin spürte, wie sich ihr rasendes Herz beinahe schmerzhaft zusammenzog. "Tja, nicht jeder Haushalt kann mit einem gruseligen Kerker punkten." griff sie, mit durchaus angespannter aber vor Sarkasmus triefender Stimme seine Worte auf, ehe sie schwer schluckte und die Augen leicht zusammenkniff, als würde das es leichter machen, durch die erdrückende Finsternis vor ihnen hindurchzuschauen. Und je länger sich Millicent auf die Dunkelheit fokussierte, desto mehr schienen ihre Sinne ihr einen Streich zu spielen. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich auf ihrem Rücken breit - so ein Gefühl, das man hatte, wenn man wusste, dass man beobachtet wurde. Die Brünette blieb kurz stehen, um hektisch hinter sich zu schauen. Merkwürdig, sie hatte irgendwie das Gefühl, dass ihnen irgendjemand - oder irgendetwas - folgte. Und hatte sie nicht eben einen Schatten in den Augenwinkeln huschen sehen...?
"War da nicht etwas?" fragte Millicent in das knisternde Zucken der Fackeln hinein, ehe sie jedoch nur zaghaft lächelte und über sich selbst die Schultern zuckte. Bei Merlin's Bart, jetzt wirst du auch noch paranoid, schimpfte sie sich selbst in Gedanken und straffte ihre angespannten Schultern, um dann mit beherzten Schritten weiterzugehen.
"Ach komm, uns wird hier unten schon nichts fressen. Hast du etwa Angst, Tozier?" knurrte sie neckend, um ihre eigene Unsicherheit zu verstecken - und in einem verzweifelten Versuch, der Gesamtsituation etwas erzwungenen Humor einzuflößen. Denn die Wahrheit war, dass sie selbst ziemlich Schiss hatte. Nicht vor den Keller oder dem horrorfilmentsprungenen Gang an sich. Sondern vor dem Unwissen, das sie hatte. Sie kannte das Haus ihrer Familie in-und auswendig. Bis auf den Keller. Und das war es, was ihr ein mulmiges Gefühl verpasste. Nun, das - und das Gefühl, verfolgt oder zumindest beobachtet zu werden, was sie einfach nicht abschütteln konnte.

Die Luft schien eine Spur kälter zu werden, falls das denn überhaupt möglich war - während der Gang vor ihnen plötzlich breiter wurde und in einen riesigen, kreisförmigen Raum oder Saal mündete. Die wenigen Fackeln, die in dem Raum anspringen, reichten nicht gänzlich aus, um den Raum zu erleuchten, der von brüchigen alten Steinsäulen bestückt war. Irgendwoher war das tropfende Geräusch von Wasser zu hören, wie bei einem defekten Wasserhahn. Ein nervtötendes Geräusch, das Millicent's Nerven noch angespannter werden ließ, während sie den Raum betrat und sich zögerlich umschaute. An der kreisförmigen Steinwand entlang waren nun, wenn die Augen sich an die spärliche Beleuchtung gewöhnt hatten, Türen im Gestein zu erkennen. Eins, zwei, drei,....vier. Doch woher sollte sie wissen, welche Türe die Richtige war? Millicent seufzte etwas zu theatralisch. "Ernsthaft?" Sie schnaubte abfällig, während sie die Augen in Stellan's Richtung rollte. "Werfen wir jetzt eine Münze oder so, um zu entscheiden durch welche Türe wir gehen oder was?" Ohne auf die Antwort des Muggelgeborenen zu achten, griff Millicent nach dem erstbesten Türknauf und rüttelte daran, doch Tür Nummer eins schien verschlossen zu sein. Dafür wurde das Gefühl, beobachtet zu werden, immer stärker. Und diesmal war es nicht nur Einbildung, als ein Schatten durch ihren Augenwinkel zur nächsten Türe huschte und dort verschwand. Millicent riss alarmiert ihren Haselholzstab in die Höhe und umklammerte ihn mit beiden Händen. "Hast du das auch gesehen? Vielleicht sollten wir..." Mitten im Satz brach die junge Bulstrode plötzlich ab, als ein widerlich penetranter Gestank ihre Nasenflügel beleidigte. Angeeidert presste sich die Brünette kurz eine Hand vor Mund und Nase, doch der Geruch war überall. Irgendetwas stimmte hier nicht. Instinktiv stolperte sie auf Stellan zu, doch als sie bei ihm ankam, riss die Slytherin plötzlich panisch ihre blaugrünen Augen auf.

"Stellan?!" entfloh es hysterisch aus Millicent's Mund, halb Frage, halb Warnung - und noch während sie es aussprach packte sie den Lockenkopf an seinem Kragen. Mit den Reflexen einer wütenden Katze riss sie seinen schmalen Körper herum - kurz bevor eine schwere klobige Keule durch die Luft surrte und Tozier um Haaresbreite verfehlte. Stattdessen wurde nun die junge Slytherin mit voller Wucht in ihre Körpermitte getroffen, ihre Rippen gaben ein verräterisch lautes Knacksen von sich, ihr Zauberstab segelte aus ihrer Hand in Richtung Boden, während ihr Körper in die Luft katapultiert wurde. Der bullige Troll, der aus der Dunkelheit aufgetaucht war, ließ einen zornigen Laut aus seinen sabbernden Lippen hören, während er die Keule mitsamt Millicent durch die Luft schwang und ihren schlanken Körper fortkatapultierte als wäre sie eine lästige Fliege. Ein spitzer Aufschrei war noch von ihr zu hören, als sie meterhoch durch die Luft flog - doch irgendwie schaffte sie es, sich bei ihrem Aufprall nach hinten abzurollen. Die Luft, die durch den Schlag aus ihren Lungenflügeln gepresst wurde, war noch nicht bereit, ihr wieder ersehnten Sauerstoff zu schenken, weswegen sie kurz halb krepierend auf dem Boden liegen blieb. Als die Sterne aufhörten, vor ihren schockgeweiteten Augen zu tanzen, rappelte Millicent sich wieder hoch und starrte in das widerlich stinkende Angesicht des Trolls, der sich nun zwischen ihr und ihrem Zauberstab aufbaute. "Scheisse..." murmelte die Brünette keuchend und hob beschwichtigend die Hände, als könnte das einen Sicherheitstroll irgendwie aufhalten - waren ihre Gehirne nicht maximal so groß wie eine Erbse? Vorsichtig wich Millicent dem Troll nach hinten aus, während sie sich mit schmerzvererrtem Gesicht die höllisch stechenden Rippen festhielt, nicht einmal fähig einen Heilzauber zu sprechen, da sie dafür ihren Stab bräuchte. Warum zum Geier hatten ihre Eltern einen verdammten Troll im Keller?! Warum wusste sie nichts davon? Was verbarg ihre Familie eigentlich?


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#17
Unruhe, die wie kleine Blattläuse auf ordentlich geschnittenen Hecken auf und ab krabbelte, ihn nicht mehr loslassen wollte, schon immer dagewesen war, sich jetzt allerdings erst richtig zeigen wollte, machte sich breit. Mit jedem Schritt den er tat schien sie sich fester an ihn krallen zu wollen, hämmerte mit sachten Worten auf ihn ein, mit leisen Aufforderungen umzukehren, auf das Geld zu scheißen, sich doch lieber eine andere Beschäftigung zu suchen als die, eine so bedeutende Familie zu überfallen, denn an Millicents Versprechen konnte doch so oder so nichts dran sein; sie würde ihn beschützen, hatte sie gesagt. Wieso aber? Weil sie miteinander geschlafen hatten? Das war sicherlich nicht bedeutend genug, um sowas zu riskieren. So oder so war es inzwischen jedoch schon zu spät, um umzukehren, zumindest würde er das so sagen. Daran, jetzt einfach die Beine in die Hand zu nehmen und abzuhauen könnte sie ihn, wäre er nur schnell genug, auch nicht hindern, doch das Geld... all die Galleonen, die bald in seinem Besitz sein könnten, lockten ihn nach wie Speck eine Maus in die Mausefalle.
Mehr schien es auch nicht zu sein; eine Falle. Weshalb sonst sollte man einen solchen Gang gerade so beleuchten, dass man die eigenen Schritte sah, doch nicht was hinter einem war, nicht was vor einem lag? Die Unruhe schien sich mit jeden Schritt weiter in seine Knochen zu bohren, seine Muskeln spannten sich an, dass er beinahe schon glaubte, sein eigener Körper wolle sämtliche seiner Knochen zum bersten bringen. Lediglich seine Stimme schien Stellan unter Kontrolle zu haben, brachte Worte ohne Zittern hervor, beinahe als wäre ihm all das gleichgültig, auch wenn ein Blick genügte um zu merken, dass dem eben nicht so war. Dabei war er sich nicht sicher, ob es die Tatsache war, dass es hier nicht einmal Fenster gab, aus denen er stürzen könnte, würde etwas schief laufen — ob es daran lag, dass er sich nicht sicher sein konnte, wie ernst Millicent ihre Worte meinte, oder ob es doch an Miras Worten lag, an den Schatten, die in seiner Vorstellung schon beinahe genug waren um ihn tatsächlich erzittern zu lassen, konnte er nicht ganz sagen, auch wenn im Endeffekt klar war, dass es endlos viele Erklärungen für seine Unruhe gab.
"Das is' auch gut so. Der Kerker in Hogwarts war gruselig genug, ich dacht' da wär ich raus." Seine Mundwinkel wanderten bei der Erinnerung unzufrieden nach unten: Nott hatte ihn des Öfteren in den Kerker verbannt. Immer Mal wieder als Rache, wenn er von irgendwelchen Decken, Kronleuchtern und Geländern gebaumelt hatte. Vermutlich hätten sie sich, wäre Stellan zurück nach Hogwarts, in diesem Schuljahr umgebracht, was er nicht einmal wirklich sprichwörtlich meinte. Die Prügelei, die sie sich in der Heulenden Hütte geliefert hatten, hätte schon beinahe in Stellans Tod resultiert. In diesem Moment wünschte er sich diesen Tod jedoch beinahe her, wäre es doch sicherlich angenehmer gewesen, am Dreck des alten Sofapolsters zu ersticken, als hier von irgendwelchen Gestalten brutal getötet zu werden.
Beinahe ruckartig blieb der ehemalige Ravenclaw stehen, kaum dass Millicent ebenfalls angehalten hatte, zog die Augenbrauen zusammen und lauschte still im Versuch herauszufinden, was sie dazu motiviert hatte, sein Blick allerdings blieb geradezu erstarrt an der Dunkelheit vor ihnen hängen, als würde er es sich nicht wagen, einen Blick zurück zu werfen. "Nein." antwortete er fest auf ihre Frage hin, im Versuch, sich selbst von der eigenen Antwort zu überzeugen. Nein, außer Dunkelheit und gelöschter Fackeln war da nichts — vielleicht Staub und Dreck, doch kein atmendes, lebendes, vielleicht halbtotes, magisches Etwas.
Ein weiteres "Nein." auf die folgende Frage hin, unterstrichen von einem leichten Schütteln des Kopfs. "Wie könnte ich nur denken, dass hier irgendwas nicht stimmt?" Er beschrieb eine knappe Geste, deutete in die Dunkelheit; alles ganz normal!, um dann schnaubend den Arm wieder fallen zu lassen. Immerhin eine Sache munterte ihn etwas auf: ein so seltsamer, abschreckender Horror-Keller bedeutete ganz klar, dass das, was dort im Tresor wartete (nämlich der Schlüssel für das Verließ) keinem außer Mama und Papa Bulstrode in die Hände fallen durfte. Sicher wäre es so viel Geld, dass er und Millicent es kaum tragen könnten.
Ein Gedanke, der ihn Schritt für Schritt voran trieb.
Sein Atem stieg in kleinen Wölkchen auf, kaum dass sie den Raum betraten, der sich vor ihnen auftat. Als müsste man mit den Fackeln sparsam umgehen, fanden sich davon nur wenige an der brüchigen Wand, die nicht besonders stabil wirkte, während ein leises Tropfen wenige Momente lang das einzige war, was die ekelhafte Stille durchbrach. Unwillkürlich musste Stellan an zuhause denken, an den Wasserhahn im Badezimmer, der völlig verrostet gewesen war, mit Dichtungsband umwickelt, was jedoch nicht viel genützt hatte. Seltsam irgendwie, dass die Bulstrodes auch irgendetwas undichtes hier hatten—sie könnten es doch einfach mit einem Zauber beheben.
Die grünen Augen suchten jedoch entgegen Stellans Gedanken nicht nach der Quelle des Tropfens, betrachteten stattdessen die vier Türen, von der er sich vorstellen konnte, dass drei davon in irgendwelche Abhänge führten, alternativ direkt in die Hölle, während eine sie vielleicht in einen etwas bequemeren Gang führen könnte, während Millicents Kommentar seine Hoffnung, dass sie wusste, welche Tür sie nehmen mussten, wieder zunichte machte. "Wieso kennst du dich in deinem eigenen Keller nicht aus!?" murrte er hörbar genervt, tat einen halben Schritt zurück, kaum dass sie an einer der Türen rüttelte, nahm es jedoch eher als gutes Zeichen, dass diese verschlossen war. Wer wusste, was sich dahinter befand — er würde es hoffentlich nie herausfinden. Viel Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen, blieb ihm allerdings nicht, immerhin unterbrach ein Schatten seine Nachdenklichkeit, ließ ihn nicht nur heftig zusammenzucken, während sich seine Augen weiteten, sondern trieb ihn wieder einen Schritt an die Wand heran. Lautstark, beinahe gepresst sog er die Luft durch die Nase ein, suchte mit dem Blick nach dem Übeltäter, während er seinen Ebenholzstab ein wenig anhob. Eine Antwort bekam er nicht zustande, versuchte stattdessen das Zittern seines Körpers zu unterdrücken, während sein Kopf ihm tausend Möglichkeiten, was das gerade gewesen sein könnte, vor die Füße warf. Dinge, die er gar nicht in Worte fassen wollen würde, Dinge, die auch bei dem widerwärtigen Geruch nicht aus seinen Gedanken verschwinden wollten, sondern erst wieder ein wenig verblassten, kaum dass Millicent auf ihn zuhetzte und ihn zur Seite riss.
Als hätte sie ihn aus der Trance, viel eher der Paralyse katapultiert, blinzelte er, ehe ein heftiger Luftzug ihn schon zurückzucken ließ. Es dauerte einen Herzschlag bis er realisierte, was passiert war: ein Herzschlag zu lange, immerhin traf die Keule des Trolls schon Millicents schmalen Körper, riss sie von den Füßen und katapultierte sie geradezu durch den Raum. Immerhin schien die fliegende Slytherin den Troll kurz abzulenken, sodass Stellan genug Zeit fand, einen Schritt nach vorn zu tun (auch wenn sämtliche Fasern seines Körpers ihn dazu zwingen wollten, einfach zu verschwinden, und es wäre eine Lüge zu sagen, dass er sich in diesem Moment nicht auch aufs disapparieren konzentrierte, es jedoch nicht tat). "Accio Millicents Zauberstab." sprach er, woraufhin der Haselholzstab in seine Hand flog. Das Fluchen, das durch den Raum surrte, ließ immerhin zu vermuten übrig, dass die Brünette nicht gerade elendige Schmerzen litt—solange sie noch fluchen konnte war es wohl noch halbwegs in Ordnung. Auch wenn da sicherlich der ein oder andere Knochen gebrochen war.
Einen Moment lang dauerte es noch —einen Moment, in dem er schon wieder ans Disapparieren dachte—, ehe er zur Seite trat, den Stab hob und damit auf den Troll deutete. "Willst du mich verarschen, Millicent!?" polterte es kurz darauf durch den Raum, woraufhin der Troll sich umdrehte. "Ein verfickter Tr——Imobilus!" Der Troll erstarrte in der Bewegung, wobei die gehobene Keule es keinesfalls einfacher machte, sich eine Sekunde lang auf etwas anderes zu konzentrieren. Man konnte deutlich sehen dass Stellan sich dazu zwingen musste, den Blick kurz von ihm abzuwenden um zu sehen, wo Millicent war, damit er sich mit schnellen Schritten und gehobenem Zauberstab um den Troll herumschieben konnte. "Imperdimenta!", schleuderte er sicherheitshalber noch hinterher, "—Troll!? In eurem scheiß Keller!? Mobilcorpus!" Er streckte den Arm nach hinten aus, versuchte Millicent so ihren Stab zurückzugeben, während er mit seinem Ebenholzstab auf den unbeweglichen Troll deutete und ihn mit dem Zauber weiter zurück schob. "Fessel ihn. Oder sowas. Du bist doch bestimmt im Duellierclub, oder!?" fuhr er sie an, fuchtelte noch kurz mit dem Ebenholzstab herum, ehe er die Sekunde, die er hatte nutzte, um sich zu Millicent umzudrehen. "Episkey-" sprach er, deutete damit auf ihre Rippen, dort wo der Troll sie getroffen hatte, während er tatsächlich eine Sekunde lang bereute, ein so grauenhafter Schüler gewesen zu sein. Immerhin war es auch nur Glück, dass er diesen Heilzauber kannte, Glück, weil Lowri ihn öfter bei ihm angewandt hatte, doch aus der Schule-? Alle Zauber kannte er noch lange nicht.


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#18
"Wieso kennst du dich in deinem eigenen Keller nicht aus?"
Millicent's genervtes Augenrollen auf Tozier's Worte hin war so laut, dass man es in der Tat beinahe hören konnte. Bei Merlin, wenn sie noch mehr Zeit mit dem Muggelgeborenen verbrachte, würden ihre blaugrünen Augen vom vielen Rollen bestimmt irgendwann einmal stecken bleiben. Ein lustiges Bild. Doch leider nicht so lustig für die junge Bulstrode, deren Nerven in diesem moderig feuchten Kellergeschoss sowieso schon zum Zerreißen gespannt waren. Beinahe zornig tadelnd sah sie den jungen Lockenkopf bei sich an, die dünn geschwungenen Augenbrauen zu wütenden Strichen verformt.
"Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nur einmal als Kind hier unten war, ansonsten haben mich meine Eltern nie hier runtergelassen!" zischte sie wie eine ungeduldig tadelnde Mutter, ehe sie mit flinker Zungenspitze ihre Lippen benetzte, ein schiefes halbherziges Lächeln ließ ihren rechten Mundwinkel nur kläglich in die Höhe zucken, ein schwacher Eigenversuch, sich selbst die Angst und Aufregung zu nehmen, um nicht vollkommen durchzudrehen. "Ach ja stimmt. Ich rede ja mit Stellan Tozier. Zuhören ist ja wohl nicht so deine Stärke, was? Genauso wie Schule, Lernen, im Unterricht..." Doch da verstummte die Brünette auch schon, als ein verräterischer Schatten abermals an ihnen vorbeihuschte. Auch sie zuckte alarmiert ihren Haselholzstab in die Höhe - nein, diesmal hatte sie sich das ganz bestimmt nicht eingebildet. Sie waren nicht alleine.

Die nachfolgende Szenerie spielte sich so rasend schnell für sie ab, dass Millicent es gar nicht richtig realisieren konnte. In dem einen Moment stand sie noch vor Stellan und giftete ihn mit ihren biestigen Worten plump von der Seite an - und im nächsten Augenblick rettete sie seinen muggelstämmigen Arsch, nur um selbst getroffen und durch die Luft geschleudert zu werden wie ein nasser Sack. Bei Merlin's Bart, solche Schmerzen hatte die hübsche Brünette schon lange nicht mehr gespürt. Das Krachen von brechenden Rippen war so laut gewesen, dass sie sich ziemlich sicher war, dass es bis in das Wohnzimmer ihrer Eltern im oberen Stockwerk zu Hören war, die dort friedlich vor sich hin schlummerten. Gerade, als die Slytherin sich fluchend aufrappelte und registrierte, dass der Schlag sie von ihrem Zauberstab getrennt hatte, sah sie beinahe schon ihr gesamtes Leben vor ihren Augen ablaufen. Wo war sie gescheitert? Was hatte sie falsch gemacht, um solch einen grausamen Tod zu erleiden? Diese Situation war so aussichtslos, dass es beinahe zum Lachen war - doch als Millicent einen Lachanfall-ähnlichen Ton von sich gab, krümmte sie sich unter Schmerzen zusammen. Jeder Atemzug fuhr ihr in die Rippen, als wären ihre Lungenflügel mit Rasierklingen bespickt und sie konnte nicht einmal etwas dagegen tun. Die Brünette wagte es nicht eine Sekunde lang, den bulligen stinkenden Troll aus ihren schockgeweiteten Augen zu lassen, sie vernahm Stellan's Bewegungen nur aus den Augenwinkeln und ihr Magen krümmte sich schon zu unangenehmen Knoten zusammen. Shit, die Slytherin würde es dem Muggelgeborenen nicht einmal übel nehmen, sollte er nun jetzt auf der Stelle verschwinden. Sich selbst in Sicherheit bringen. Am Liebsten hätte sie ihm die Aufforderung dazu rübergebrüllt, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Erstens, weil sie einfach nicht konnte, da ihr gesamter Brustkorb schmerzte wie tausend Prügel ihres Reinblutvaters. Und zweitens, weil allein der Gedanke, dass Stellan sich tatsächlich verdünnisieren könnte und sie ihrem eigenen Schicksal überließ, sie unendlich wütend machte. So wütend, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb und Millicent hektisch blinzeln musste, um den Troll trotz verschleierter Sicht im Blick behalten zu können. Doch entgegen ihrer schlimmsten Vorahnung...verschwand Stellan nicht. Shit, er zeigte wohl tatsächlich so etwas wie Rückgrat. Und die Brünette konnte weder verhindern, noch ignorieren, wie der zuckende Klumpen in ihrer Brust einen euphorischen Satz machte.
Im selben schmerzhaften Atemzug jedoch, bereute sie es sofort wieder und wünschte sich wirklich, sie hätte die Trollkeule ihn treffen lassen, denn der Muggelgeborene besaß tatsächlich die Frechheit - oder Kühnheit? - sie auch noch anzumotzen. For real? Als hätte es sich die junge Slytherin so ausgesucht, dass ein bulliger Troll ihre fein säuberlich durchdachten Pläne durchkreuzte. Leider - oder aus Stellan's Sicht wohl eher zum Glück - besaß Bulstrode im Augenblick nicht die Kraft, ihn ebenfas anzufauchen, während sie mit spitzen Fingern ihren Zauberstab aus seiner Hand riss, als wolle sie ihm den Arm auch noch mit abreißen. Einzig allein ihre blaugrünen Augen sprachen mit Tozier und funkelten dem Muggelgeborenen wütend entgegen - wenn Blicke töten könnten, wäre Millicent wohl schon lange Massenmörderin und mit ihrem wohlgeformten Arsch in Askaban. Nun, mit diesem Gedanken sollte sich die Brünette vielleicht wohl besser so langsam anfreunden, denn dir gesamte Sache, dieser Raub, könnte sie ebenso dort hin verfrachten. Oder Schlimmeres. Denn was Millicent am meisten fürchtete, war nicht das Zauberergefängnis. Sondern die Wut ihres Vaters. Und was dieser fähig war, zu anzutun. Und nicht nur ihr alleine - auch Stellan. Vorausgesetzt, er würde es  jemals herausfinden. Doch darum...würde sie sich kümmern müssen, wenn es soweit war.
Nun galt es erstmal, einen Troll zu besiegen.

Mit einem gestressten Seufzen pustete sich die Slytherin eine lange, lockige Strähne aus ihrem Gesicht, während sie sich mit gezücktem Zauberstab neben Stellan positionierte, dessen zweifelhafte Kenntnisse einen Heilzauber an ihren Rippen erprobten. Zugegeben, die Schmerzen ließen eindeutig nach, doch so ganz traute die Brünette dem tauben Gefühl nicht wirklich, vorallem da es bei jeder Bewegung noch immer leicht ziepte, doch immerhin war es ihr nun wieder möglich, frei zu atmen - und schließlich sollte Stellan es auch sofort bereuen, ihr geholfen zu haben.
"Steht auf meiner Stirn vielleicht Trollschnüffler?! Ich wusste nichts von einem Scheißtroll. Sonst wäre ich ganz bestimmt nicht so unbeschwert hier runtergestiefelt sondern mit meinem Arsch in meinem Zimmer im Tropfenden Kessel geblieben!" giftete sie in Stellan's Richtung, ehe sie ihn beinahe sanft mit der Handfläche an seiner Brust schräg hinter sich schob, als wolle sie seinen Körper abermals vor einem Schlag abschirmen. "Aeris - Maxima!"
Ein heftiger Sturm entfloh der Spitze ihres Stabes und tobte donnernd durch die felswändige Halle, stark genug, um den Troll zurückzuschleudern, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und zu voller Länge auf seinen Rücken fiel. Das Schwergewicht krachte laut auf Gestein, sodass die Erde unter ihren Füßen wie bei einem Erdbeben kurzweilig aufbebte. Ein wortloser Zauber folgte sofort und legte den überrumpelten Troll in stramme Fesseln, die in dicken Seilen aus dem Haselholzstab surrten und sich um den bulligen Körbe wickelten wie Schlangen.
"Das wird ihn nicht lange aufhalten, schätze ich...also.... Zweifelnd hob Millicent die Augenbrauen in die Höhe, den Zauberstab noch immer auf den Troll gedeutet, der sich in den Schlingen wand und dabei tobte und brüllte. "Durch welche Tür sollen wir gehen?" Die blaugrünen Augen der Slytherin huschten zu Tozier, als wüsste dieser besser Bescheid, als sie selbst. Die erste Türe war verschlossen gewesen. Blieben noch 3 weitere, von denen 2 Stück eine Falle sein konnten.
Was, wenn der Troll nicht die letzte Gefahr war...?


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#19
Gerade wollte er kontern, wollte dem genervten Ausdruck, der sich auf sein Gesicht geschlichen hatte, bissige Worte anhängen und sich verteidigen, doch kam es nie dazu; das schnelle vorbeihuschen eines Schattens ließ ihn schneller verstummen als eine Drohung, ein Tritt ans Schienbein oder weiteres Augenrollen einer Millicent Bulstrode es je könnten. Dabei ließ er das Gesagte einfach auf sich sitzen, beinahe als wäre es ihm egal, was es allerdings nicht so wirklich war — im Angesicht des unmittelbar bevorstehenden, qualvollen Todes durch was-auch-immer-hier-im-Keller-lauerte schien es jedoch ausnahmsweise einmal warten zu können. Sekunde für Sekunde bereute der Muggelstämmige immer mehr, dass er dem ganzen Theater überhaupt zugestimmt hatte, dass er sich von all dem Geld das er haben könnte einfach verführen ließ, gemeinsam mit den schönen Augen der Brünette, die scheinbar nur oft genug mit den Wimpern klimpern müsste, um den sonst doch so widerspenstigen jungen Mann aus ihrer Hand fressen zu lassen.
Schwachsinn, sagte er sich selbst, er tat es aus freien Stücken und weil er das Geld tatsächlich brauchte, vielleicht wollte er sich auch so endgültig losreißen, immerhin würde ihn mit den Taschen voller Galleonen niemand mehr daran hindern können, in den Zug zu steigen und einfach weg zu fahren. Daran konnte er allerdings auch keine weiteren Gedanken mehr verschwenden, die Keule des Trolls immerhin unterbrach seine Gedanken harsch, der Luftzug ließ ihn zurückzucken, ehe das recht hektische Geschehen tatsächlich eine Wut in ihm aufflammen ließ, die er kaum zu erklären wusste. Vielleicht war es Wut über die eigene Dummheit, auch wenn er es eher als Leichtsinn betiteln würde. Der Ärger darüber, dass der Geruch von Geld ihn scheinbar sogar in Keller locken könnte, die mit Trollen gefüllt waren. Und was schlummerte hinter der nächsten Tür? Eine Grube mit Basilisken? Ein Drache? Zwei vielleicht? Fünf Irrwichte und fünf Dementoren? Die Flüche verließen seine Lippen gemeinsam mit Zaubersprüchen, ungeordnet und etwas unkoordiniert, doch genügte es für den Moment. Der Troll war halbwegs außer Gefecht gesetzt, für den Moment zumindest, doch ebenso war Millicent wehrlos, während Stellan nun sicherlich kein Vorzeige-Duellant war.
Ein leises Zischen entwich ihm, kaum dass Millicent ihren Zauberstab aus seiner Hand riss —und beinahe war er verwundert, dass sich keine wütenden Krallen in sein Handgelenk bohrten und ihn zerfleischten, denn im Moment wirkte die Slytherin tatsächlich wie eine wütende Raubkatze und weniger wie ein stilles Schuppenkriechtier oder was auch immer Schlangen auch waren—, doch immerhin schob sie sich kurz darauf schon neben ihn, den Zauberstab angehoben, sodass Stellan gar nicht wirklich abstreiten konnte, dass sich in dem Moment zumindest ein kleiner Funke Zuversicht durch seine Schädeldecke bohrte.

Hauptsächlich wohl weil er in dem Moment die Verantwortung etwas abgeben konnte. Dennoch rollte er die Augen, kaum dass sie wieder das Wort ergriff um sich zu verteidigen (sehr schwach wie er fand), doch ließ er sich von ihr zurückschieben, zuckte dabei nur unzufrieden mit den Mundwinkeln, den Blick zuerst auf ihre schlanke Hand, dann auf den Troll gerichtet. Er hatte gar keine Zeit den Zauber den die Brünette kurz darauf schon aussprach irgendwo einzuordnen, stattdessen donnerte ein Sturm durch den Raum, prallte von den Steinwänden ab und riss den Troll ganz einfach von den Füßen. Ein weiterer Zauber folgte, wobei Stellan instinktiv einen Schritt weiter zurück getan hatte, den Blick fest auf das Geschehen gerichtet. Erst als der Boden vibrierte streckte er die Arme etwas aus, suchte seine Balance, vielleicht sogar etwas an dem er sich festhalten könnte, doch verebbte das Beben recht zügig (und glücklicherweise, denn sonst wäre er vielleicht noch seekrank geworden)
"Woher-" begann er, schluckte den Rest des genervt-gesprochenen Satzes jedoch einfach unter, ihn unter einem strengen Gesichtsausdruck begrabend. Stattdessen schnaubte er, schüttelte flink den Kopf und streckte dann die Hand aus, um nach Millicents Handgelenk zu greifen.
Welche Tür er nehmen wollte? Wusste er doch nicht — sein Bauchgefühl sollte Aushilfe schaffen, immerhin zog es ihn und Millicent, die er im Schlepptau hatte, einen großen Bogen um den Troll und seine Trollkeule, einen Bogen um das gefesselte, riesige, stinkende Bündel, hin zu irgendeiner Tür, die Stellan dann jedoch skeptisch betrachtete. "Was habt ihr noch so im Keller?" sprach er seine Gedanken aus, den Kopf vage in Richtung Millicent drehend. "Vielleicht auch angenehmere Sachen?" Ein leichtes Grunzen entwich seiner Kehle, ein bitterer, amüsierter Laut. Sie könnten umkehren — sie könnten es allerdings auch lassen und das Schicksal einfach herausfordern. Wenn sie es jetzt immerhin nicht durchziehen würden, dann wäre all das bisher umsonst gewesen. All der Stress — und ihre Mühen und Vorbereitungen, auch wenn das Stellan vielleicht sogar egal sein könnte. Nicht ganz egal war ihm dann jedoch die Tatsache, dass Millicent, würde er sie jetzt einfach im Strich lassen, wohl durch die Hölle gehen würde. Ihres Vaters wegen, so stellte er es sich vor. Eigentlich ließ ihn sowas wohl eher kalt, doch vielleicht war das ein kleiner wunder Punkt, den er tatsächlich hatte. Er, der auch regelmäßig wegen nichts und wieder nichts von seinem Vater windelweich geprügelt worden war. Das hier, dieser Versuch eines Raubes und das temporäre Einschläfern von Mama und Papa Bulstrode waren aber nicht nichts und wieder nichts, sondern Dinge, die die Slytherin und den Ex-Ravenclaw, denen man wohl beiden sonst eher ein cleveres Köpfchen zutrauen und zusprechen würde, in gewaltige Schwierigkeiten bringen würden.
"Ich schwöre bei der Katze meiner mémère, wenn uns gleich ein Drache entgegenglotzt-" zögernd legte er die Hand auf die Türklinke, ehe er diese betätigte, die Tür aufschob und sich leicht nach vorn lehnte, Millicent wieder loslassend, damit er den Zauberstab erheben konnte. Einen Lumos schickte er dabei nicht voran, wer wusste schon, was er mit dem Licht aufscheuchen würde, und auch seine Stimme war gesenkt als er seinen Satz beendete. "-würde es mich nicht einmal wirklich wundern."


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Wir sind ein Harry Potter-Rollenspiel, das im Jahr 1999 nach dem 7. Band der erfolgreichen Buchreihe von J. K. Rowling spielt. Unsere räumlichen Schwerpunkte liegen vor allem in Hogwarts und Groß-Britannien, aber auch die restliche Welt ist nach dem Prinzip der Szenentrennung bespielbar.

In unserem Board gibt es ein L3S3V3 Rating, was bedeutet, dass Du bereits 18 Jahre alt sein solltest, um Dich hier anzumelden.

Egal, ob als Muggel, Squib, Hexe, Zauberer, Werwolf, Vampir oder Halbwesen: In der magischen Welt, die nach dem 2. Zaubererkrieg so langsam zu einer neuen Ordnung findet, gibt es noch immer dunkle Geheimnisse und mystische Abenteuer zu erkunden! Man munkelt sogar, die Kammer des Schreckens sei nicht das, wofür sie stets gehalten wurde.

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Aber sei gewarnt und denke immer daran:
Kitzle niemals einen schlafenden Drachen!



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März 1999
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Januar -3°C bis 9°C, Ø Bei 4 Grad
kalt, aber meist sonnig
Februar -6°C bis 5°C, Ø Bei 1 Grad
überwiegend bewölkt
März 0°C bis 15°C, Ø Bei 9 Grad
viel Sonne, Aber kurze heftige Regenschauer

Im Januar ist es überwiegend kalt, wobei im Hochland und an den Küsten Tiefstemperaturen von -3°C gemessen werden. Gerade die Silvesternacht ist von Bodenfrost und leichtem Schneefall begleitet. Ansonsten ist überall mit Glätte zu rechnen. Leichte Schnee- und Schneeregenschauer sind vor allem Anfang des Monats vielerorts zu erwarten. Die Tage sind kalt, aber sonnig.
Vor allem ab Mitte des Monats klart es deutlich auf und die Temperaturen klettern merklich über den Gefrierpunkt. Hin und wieder gibt es leichte Schneefälle, die aber nicht liegenbleiben. Aufgrund des Tauwetters ist mit Bodenglätte zu rechnen.
Ende des Monats wird es wieder etwas kälter, sodass die Temperaturen ab dem 28. wieder auf 0°C fallen. Tief Veronica bringt zum Ausklang des Monats außerdem noch einmal heftige Schneeschauer, bei denen man lieber Zuhause bleiben sollte.

Vollmondwirkung
27. -29. Januar
26. -28. Februar
27. – 29. März
Neumondwirkung
13. Januar, 11. Februar, 13. März

Habt ihr schon gehört...?

"Ist ein doofer Möpp"


Gerücht über Draco technicus
[Mehr Gerüchte im Umlauf]