10.03.2021, 18:12 - Wörter:
Er kannte sich nicht aus mit Reinblut-Anwesen, wusste nur, dass er das Innere des Nott-Anwesens nie und nimmer mehr sehen wollte, gegen die riesenhafte Villa wirkte das Anwesen der Bulstrodes jedoch beinahe noch bescheiden. Auch wenn Stellan dennoch nicht verstehen konnte, wie es sein musste, in einem solchen Haus aufzuwachsen: Er hatte von Glück reden können, ein eigenes Zimmer gehabt zu haben, auch wenn das nur der Fall gewesen war weil sein nutzloser Erzeuger irgendwann den Weg von der Couch nicht mehr zurück in die zweite Etage gefunden hatte. Während die Reinblüter—wobei, nicht nur die, eher waren es die Reichen, immerhin war es auch bei Muggeln so—Räume in ihren Häusern hatten, die einfach leer standen weil ihn die Ideen ausgingen, womit man sie füllen konnte (oder ein viertes Haifischbecken schlicht und einfach dann doch ein bisschen zu protzig wäre), hatte sich der ganze Besitz der "Familie Tozier" früher auf wenigen, kleinen Zimmern gestaut, in denen schon die Tapete von den Wänden abfiel. Zerkratzte Böden, zerschlagene Fliesen, undefinierbare Flecken im Teppich und ein sehr malträtiertes Sofa, das immer wieder den Krallen des Perserkaters zum Opfer fiel, waren für Stellan alltäglich gewesen. Dass er aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen war, als er Hogwarts das erste Mal betreten hatte, war klar—und dass er am liebsten jeden Tag nur damit verbracht hätte, auf der weichen Matratze im Schlafsaal zu liegen und die Nase in die wohlriechende Bettwäsche zu drücken war klar.
Wie er wohl gestaunt hätte, hätte man ihn damals zuerst in eines dieser reichen-Pinkel-Anwesen gesteckt und ihm verraten, dass dort ganz normale Leute lebten?
Neid war es dennoch nicht, der in seinen Augen glänzten, viel eher die gewohnte Leere, als könne ihn nichts wirklich aus der Fassung bringen, schon gar nicht erst die Tatsache, dass er niemals das haben könnte was andere hatten—zumal er genau wusste, dass Millicents Eltern keinesfalls liebevoll waren, keinesfalls Vorzeigeeltern, was es vielleicht sogar einfacher für ihn machte zu verstehen, dass er deutlich mehr Freiheit hatte als Millicent. Sie musste zwar nie fürchten, ohne Besitz und ohne einen Plan unter einer Brücke zu schlafen, genau eine Galleone in der einen, den Zauberstab in der anderen Jackentasche, während ein schaler Geschmack im Mund das einzige war, was wirklich zur Gesellschaft diente — dafür würde er nie wissen wie es war, in eine Verlobung gesteckt zu werden, in ein Leben, dem man folgen musste, nur damit das Blut rein blieb und der Ruf der Familie nicht ruiniert wurde. Liebe von den Eltern und der Familie hatten sie beide nie erfahren, doch während er sich seine Gesellschaft nun aussuchen konnte, hing sie noch immer mit ihrem Namen fest verankert in einem Konstrukt, aus dem sie ausbrechen wollte. Und das heute würde wohl der Anfang davon sein.
Millicent ließ ihn mit dem Mira-Rätsel alleine am Bordstein stehen, wo er seine Jacke ein wenig enger um sich zog, nicht besonders begeistert davon, dass er nicht woanders warten konnte. Dass der seltsame Plan, den Millicent geschmiedet hatte, nun jedoch begann und er lediglich jetzt noch die Chance dazu hätte einfach abzuhauen und sie sitzen zu lassen, wurde ihm nach und nach bewusst. Dennoch bewegte er sich nicht großartig vom Fleck, ging nur ein paar Schritte auf, wieder ein paar Schritte ab, den Blick mal auf den Boden und seine Schuhe, mal auf das Haus, den Garten und den Brunnen gerichtet, der ihn unweigerlich daran erinnerte, dass er in Theos Garten mehr oder minder versehentlich einen der viel zu teuren Koi-Karpfen getötet hatte.
In dem Bulstrode-Brunnen lebten jedoch sicherlich keine Kois—und wenn, würde er keine Steine hineinwerfen.
Eine halbe Ewigkeit verging, wobei Stellan schon zu glauben begann, dass Millicent es schlicht und einfach nicht geschafft hatte ihren Eltern den Trank einzuflößen, ein Plopp an seiner Seite riss ihn dann jedoch schon aus den Gedanken. Erschrocken zuckte er zusammen, verengte die Augen ein wenig, während sich ein spitzes Zischen aus seiner Kehle bohrte. 'Herrin sagt, Ihr wartet auf sie. Herrin sagt, Mira soll euch sagen, dass ihr reinkommen könnt.' ertönte eine helle Stimme, wobei der Muggelstämmige sich direkt nach der Quelle umsah und in das Gesicht eines Hauselfen blicken musste. "Mira." wiederholte er, konnte sich ein Rollen der Augen nicht verkneifen. Wäre es irgendein x-beliebiger Hauself gewesen, wäre sein Misstrauen nun unerträglich—wer wusste, ob der Elf von ihren Eltern geschickt worden war, um ihn ins Innere des Hauses zu lotsen, wo man ihn abmurksen würde?
Mira jedoch, das hatte Millicents Begeisterung, als der Name ihr eingefallen war, deutlich werden lassen, war kein böses Omen. Oder vielleicht redete Stellan sich das auch nur ein. Viel Zeit blieb nicht, um das kleine Geschöpf anzuschauen, was jedoch kein großartiger Verlust war. Hauselfen hatte Stellan noch nie wirklich gemocht, fand sie viel eher gruselig mit ihren hässlichen Ohren, den großen Augen und den Schädeln, die an verschrumpelte Orangen oder alte Kokosnüsse erinnerten. Naserümpfend huschte sein Blick zurück zum Bulstrode Haus, an dem die Eingangstür sich geradezu einladend öffnete und die Frage, wieso Millicent nicht hinaustrat, aufwarf. Nicht zu motiviert und dennoch zügig betrat er das Grundstück, bewunderte nicht die ordentlich geschnittenen Hecken und riss davon auch keine Blätter aus, wie er es bei den Notts zutun gepflegt hatte, stattdessen durchquerte er das Grundstück einfach, trat auf die Tür zu und blieb dort wieder stehen.
Skeptisch sah er ins Innere des Hauses, lauschte kurz, ehe er sich dann doch überwinden konnte. Einen weiteren Schritt tat er, schob dabei die Hand in seine Jackentasche und umfasste seinen Ebenholzstab, um ihn im Fall der Fälle direkt griffbereit zu haben. "Millicent-?" zischte er dann leise in die Stille hinein, betrachtete den Flur in dem er stand, die protzige Deko, die teure Tapete, übertriebene Kronleuchter, all der Reinblut-Scheiß den man kannte und er hasste. Mit einem leisen Schnauben ging er weiter, überließ die Tür seinem Schicksal (oder einem Hauselfen), bis er schließlich einen Schritt ins Wohnzimmer tat—und sie dort auch schon rumstehen sah, ruhig, nicht angespannt, was ihn ebenfalls entspannen ließ. Sein Blick huschte dennoch zweifelnd zu ihren schlafenden Eltern, dann zu den Gläsern, während leises Schnarchen die Luft erfüllte. "Charmant..." entwich es ihm, "Die bringen dich um, wenn sie wieder aufwachen." Seine Hand um den Stab lockerte sich, ehe er sie schließlich ganz aus seiner Jackentasche zog. "Die Kombination hast du aus ihnen nicht rausquetschen können?"
Wie er wohl gestaunt hätte, hätte man ihn damals zuerst in eines dieser reichen-Pinkel-Anwesen gesteckt und ihm verraten, dass dort ganz normale Leute lebten?
Neid war es dennoch nicht, der in seinen Augen glänzten, viel eher die gewohnte Leere, als könne ihn nichts wirklich aus der Fassung bringen, schon gar nicht erst die Tatsache, dass er niemals das haben könnte was andere hatten—zumal er genau wusste, dass Millicents Eltern keinesfalls liebevoll waren, keinesfalls Vorzeigeeltern, was es vielleicht sogar einfacher für ihn machte zu verstehen, dass er deutlich mehr Freiheit hatte als Millicent. Sie musste zwar nie fürchten, ohne Besitz und ohne einen Plan unter einer Brücke zu schlafen, genau eine Galleone in der einen, den Zauberstab in der anderen Jackentasche, während ein schaler Geschmack im Mund das einzige war, was wirklich zur Gesellschaft diente — dafür würde er nie wissen wie es war, in eine Verlobung gesteckt zu werden, in ein Leben, dem man folgen musste, nur damit das Blut rein blieb und der Ruf der Familie nicht ruiniert wurde. Liebe von den Eltern und der Familie hatten sie beide nie erfahren, doch während er sich seine Gesellschaft nun aussuchen konnte, hing sie noch immer mit ihrem Namen fest verankert in einem Konstrukt, aus dem sie ausbrechen wollte. Und das heute würde wohl der Anfang davon sein.
Millicent ließ ihn mit dem Mira-Rätsel alleine am Bordstein stehen, wo er seine Jacke ein wenig enger um sich zog, nicht besonders begeistert davon, dass er nicht woanders warten konnte. Dass der seltsame Plan, den Millicent geschmiedet hatte, nun jedoch begann und er lediglich jetzt noch die Chance dazu hätte einfach abzuhauen und sie sitzen zu lassen, wurde ihm nach und nach bewusst. Dennoch bewegte er sich nicht großartig vom Fleck, ging nur ein paar Schritte auf, wieder ein paar Schritte ab, den Blick mal auf den Boden und seine Schuhe, mal auf das Haus, den Garten und den Brunnen gerichtet, der ihn unweigerlich daran erinnerte, dass er in Theos Garten mehr oder minder versehentlich einen der viel zu teuren Koi-Karpfen getötet hatte.
In dem Bulstrode-Brunnen lebten jedoch sicherlich keine Kois—und wenn, würde er keine Steine hineinwerfen.
Eine halbe Ewigkeit verging, wobei Stellan schon zu glauben begann, dass Millicent es schlicht und einfach nicht geschafft hatte ihren Eltern den Trank einzuflößen, ein Plopp an seiner Seite riss ihn dann jedoch schon aus den Gedanken. Erschrocken zuckte er zusammen, verengte die Augen ein wenig, während sich ein spitzes Zischen aus seiner Kehle bohrte. 'Herrin sagt, Ihr wartet auf sie. Herrin sagt, Mira soll euch sagen, dass ihr reinkommen könnt.' ertönte eine helle Stimme, wobei der Muggelstämmige sich direkt nach der Quelle umsah und in das Gesicht eines Hauselfen blicken musste. "Mira." wiederholte er, konnte sich ein Rollen der Augen nicht verkneifen. Wäre es irgendein x-beliebiger Hauself gewesen, wäre sein Misstrauen nun unerträglich—wer wusste, ob der Elf von ihren Eltern geschickt worden war, um ihn ins Innere des Hauses zu lotsen, wo man ihn abmurksen würde?
Mira jedoch, das hatte Millicents Begeisterung, als der Name ihr eingefallen war, deutlich werden lassen, war kein böses Omen. Oder vielleicht redete Stellan sich das auch nur ein. Viel Zeit blieb nicht, um das kleine Geschöpf anzuschauen, was jedoch kein großartiger Verlust war. Hauselfen hatte Stellan noch nie wirklich gemocht, fand sie viel eher gruselig mit ihren hässlichen Ohren, den großen Augen und den Schädeln, die an verschrumpelte Orangen oder alte Kokosnüsse erinnerten. Naserümpfend huschte sein Blick zurück zum Bulstrode Haus, an dem die Eingangstür sich geradezu einladend öffnete und die Frage, wieso Millicent nicht hinaustrat, aufwarf. Nicht zu motiviert und dennoch zügig betrat er das Grundstück, bewunderte nicht die ordentlich geschnittenen Hecken und riss davon auch keine Blätter aus, wie er es bei den Notts zutun gepflegt hatte, stattdessen durchquerte er das Grundstück einfach, trat auf die Tür zu und blieb dort wieder stehen.
Skeptisch sah er ins Innere des Hauses, lauschte kurz, ehe er sich dann doch überwinden konnte. Einen weiteren Schritt tat er, schob dabei die Hand in seine Jackentasche und umfasste seinen Ebenholzstab, um ihn im Fall der Fälle direkt griffbereit zu haben. "Millicent-?" zischte er dann leise in die Stille hinein, betrachtete den Flur in dem er stand, die protzige Deko, die teure Tapete, übertriebene Kronleuchter, all der Reinblut-Scheiß den man kannte und er hasste. Mit einem leisen Schnauben ging er weiter, überließ die Tür seinem Schicksal (oder einem Hauselfen), bis er schließlich einen Schritt ins Wohnzimmer tat—und sie dort auch schon rumstehen sah, ruhig, nicht angespannt, was ihn ebenfalls entspannen ließ. Sein Blick huschte dennoch zweifelnd zu ihren schlafenden Eltern, dann zu den Gläsern, während leises Schnarchen die Luft erfüllte. "Charmant..." entwich es ihm, "Die bringen dich um, wenn sie wieder aufwachen." Seine Hand um den Stab lockerte sich, ehe er sie schließlich ganz aus seiner Jackentasche zog. "Die Kombination hast du aus ihnen nicht rausquetschen können?"